Die Schweiz und der marine Zierfischhandel

Die Korallenriffe unserer Erde faszinieren schon seit Jahrzehnten Menschen aus aller Welt. Diese Faszination macht auch nicht vor der Schweiz halt und die Haltung von Korallen und marinen Zierfischen erfreut sich immer grösserer Beliebtheit.
Millionen von marinen Zierfischen werden jährlich jedes Jahr auf der ganzen Welt gehandelt. Über die Hälfte aller bekannten 4000 Fische, welche in Korallenriffen beheimatet sind, sind heute im Handel zu finden. Dabei gibt es kaum Kontrollmechanismen, welche die wilden Bestände schützen. Oft ist auch dem Endkäufer nicht bewusst, was für eine lange Reise die Tiere bereits auf sich nehmen mussten und woher die Tiere überhaupt stammen. In diesem Blogbeitrag möchten wir gerne näher darauf eingehen.

Wirtschaftlicher Wert und Stand der Zucht

Marine Zierfischen, Korallen und Wirbellosen sind die wertvollsten Güter, welche aus einem Korallenriff entnommen werden können. Im Jahr 2000 wurde 1 kg von marinen Zierfischen für 500 US $ gehandelt, während die gleiche Menge an Fischen für die Nahrungsmittelkette lediglich für 6 US $ gehandelt wurde. Dies zeigt den Wert der Aquariumindustrie.
Gemäss dem United Nations Environemnt Program (UNEP) und dem World Conservation Management Centre (WCMC) wird die Mehrheit der Tiere aus der Wildnis entnommen. Nur 1 % werden kommerziell gezüchtet und sind zu jeder Zeit im Handel erhältlich. Im Jahr 2016 waren es gerade mal 27 Arten von marinen Zierfischen, welche regelmässig in der USA als Nachzuchten verfügbar waren. Es gibt Berichte, wonach 100 – 330 Spezies erfolgreich in Gefangenschaft gezüchtet wurden, aber nur in Zusammenhang mit Hobbyzüchtern oder Forschungsgruppen und somit nur in kleinem Masse.

Importe in die Schweiz

Viele der importierten Fische sterben aufgrund von Trauma, schlechter Handhabung, Stress und Vergiftung durch Cyanid, welches trotz Verboten immer noch für den Fang der Fische verwendet wird. Aus diesem Grund wird angenommen, dass mehr Tiere aus der Wildnis entnommen werden, als tatsächlich geschätzt wird.
Die Fische, welche 2009 in die Schweiz importiert wurden, stammten vor allem aus den Ländern Indonesien, Sri Lanka, Singapur und den Philippinen. In diesem Jahr gab es 68 Importe mit insgesamt 17’673 marinen Zierfischen (Abbildung 1).



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Abbildung 1: Anzahl der importierten Fische aus den Herkunftsländern in die Schweiz im Jahr 2009


Die am häufigsten importieren Fische waren die Chromis viridis, gefolgt von Amphiprion ocellaris (Grafik 1).



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Grafik 1: Die 20 am häufigsten importierten Fische in die Schweiz im Jahr 2009 (Biondo 2007)


Bis zum Jahr 2017 nahm die Anzahl an Exportländern von marinen Zierfischen in die Schweiz zu. Australien, die Fiji Inseln, die Malediven, Indonesien und Taiwan gewannen mehr an Bedeutung (Abbildung 2). Von 2014 bis 2017 wurden insgesamt 771 Importe mit marinen Zierfischen in die Schweiz gezählt. Die Anzahl Importe stieg stetig von 173 Sendungen im Jahr 2014 zu 184 zu 213 Sendungen im Jahr 2017. Während diesen Jahren wurden insgesamt 193’850 marine Zierfische in die Schweiz importiert, mit einem Durchschnitt von 48’463 Fischen pro Jahr. Von diesen Tieren blieben über 74.3 % in der Schweiz, während der Rest in EU Staaten versandt wurde. Auch in diesen Jahren, wurden am meisten Amphiprion ocellaris und Chromis viridis importiert (Grafik 2). Und obwohl gerade der Amphiprion ocellaris häufig als Nachzucht angeboten wird, kann die Anzahl an Nachzuchten den Bedarf an diesen Fischen nicht decken.



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Abbildung 2: Anzahl der importierten Fische aus den Herkunftsländern in die Schweiz im Jahr 2017




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Grafik 2: Die 20 am häufigsten importierten Fische in die Schweiz von 2014 – 2017. NE und LC beschreiben den Status auf der IUCN Liste der bedrohten Tierarten. NE bedeutet «not evaluated» bzw. nicht erfasst und LC bedeute «least concern» bzw. nicht gefährdet. (Biondo 2018)


Seit 2001 wurden es zudem auch immer mehr Spezies, welche weltweit gehandelt wurden. Während 2001 1000 verschiedene Spezies im Handel zu finden waren, steigt die Zahlt im Jahr 2017 auf ungefähr 2300 Spezies. In die Schweiz gelangten jedoch nur 321 Spezies. Jedoch wurden viele Importe nur ungenügend auf Ebene der Spezies erfasst, wodurch mehr verschiedene Spezies importiert werden konnten, als tatsächlich gezählt wurden.

Bedeutung für den zukünftigen Handel

Die Importzahlen zeigen eine markante Steigerung gegenüber dem Jahr 2009 und zeigen auf, dass die Meerwasseraquaristik in der Schweiz stetig an Beliebtheit gewinnt und einen wachsenden Markt darstellt, für welchen immer mehr Tiere importiert werden müssen, sofern die Nachzucht der importierten Tiere nicht massiv vorangetrieben wird. Seit der erfolgreiche Animationsfilm «Findet Nemo» in den Kinos erschien, fiel die Population an Clownfischen an manchen Orten bis um 75 % zusammen. Im SPC Live Reef Fish Information Bulletin von 2016 wurde veröffentlicht, dass 80 % der Fische sterben, bevor sie zum Endkunden gelangen. 90 % der Fische sterben zudem während dem ersten Jahr beim Endkunden. Vor diesem Hintergrund ist es von immenser Bedeutung, den nachhaltigen Handel von marinen Zierfischen mittels Nachzuchten und, wo nötig, regulatorischen Eingriffen oder Monitoring Systemen in den Ursprungs- und Verkaufsländern positiv zu beeinflussen. Die Führung von genauen Statistiken und Auflistung aller importierten Tiere mit einer korrekt beigelegten Artenliste ist von grosser Wichtigkeit um das Ziel der nachhaltigen Aquaristik zu erreichen. Es liegt somit nicht nur in der Hand jedes einzelnen Aquarianers nachhaltig zu handeln, sondern auch in der Politik der Export- und Importländer.

Literatur

  • Biondo, M. V. 2017. Quantifying the trade in marine ornamental fishes into Switzerland and an estimation of imports from the European Union. Global Ecology and Conservation 11, 95-105
  • Biondo, M. V. 2018. Importation of marine ornamental fishes to Switzerland. Global Ecology and Conservation 15, e00418