Warum Nachzuchten?


Laufen Sie in einen Meerwasserladen und sie werden garantiert Clownfische finden. Dieser Fisch mit seiner intensiver orangen Farbe mit den weissen Streifen ist einer der beliebtesten und am häufigsten gehaltenen Salzwasserfische überhaupt. Es war auch einer der ersten Salzwasserfische, der in den 70er Jahren erfolgreich im grossen Stil gezüchtet wurde. Heute gibt den kleinen Fisch nicht nur in seiner typischen Wildform sondern in vielen verschiedenen Zuchtvariationen mit einem kleineren oder grösseren Weissanteil.

Obwohl der Clownfisch einfach gezüchtet werden kann, ist es immer noch einer der am meisten importierten Salzwasserfische in die Schweiz (hier nachzulesen). Die importieren Tiere durchlaufen oft einen enormen Stress. Gerade Wildfänge sterben dabei oft an falscher Handhabung, der langen Reise, Trauma oder Vergiftung durch Cyanid. Natürlich beschränkt sich diese Problematik nicht nur auf die Clownfische sondern betrifft alle Arten, welche importiert werden. Wildfänge sind dabei besonders betroffen.

Ein wachsendes Geschäft

Die marine Zierfischindustrie ist ein stetig wachsendes Geschäft und der Druck auf die wildlebenden Tiere, Korallen und Krustentiere wächst. Aus diesem Grund sind viele Naturschützer aber auch Aquarienbesitzer über den Einfluss des Handels von marinen Tieren auf die natürlichen Korallenriffe besorgt. Schon oft wurde die marine Zierfischindustrie für die Entnahme von Wildtieren aus den natürlichen Ökosystemen scharf kritisiert. Die Zucht solcher Tiere kann jedoch helfen, die natürlichen Bestände und Korallenriffe zu schützen. Gemäss dem CORAL Magazin können heute über 300 Spezies gezüchtet werden, wovon ca. 17 % der Tiere häufig in der Meeresaquaristik zu finden sind. Jedoch sind nur 6 % davon im Handel erhältlich und noch weniger regelmässig verfügbar. Dies meistens nicht in der Schweiz sondern in den USA, wo sich die grossen Zuchtstationen befinden.

Was erwartet ein Aquarianer?

Ein Aquarianer ist interessiert daran, gesunde Tiere zu erhalten, die ein möglichst langes und gesundes Leben führen können. Diese Erwartung können Zuchtfische erfüllen. Durch die Zucht sind sie sich bereits an die Haltung in Aquarien gewöhnt und fressen bereits Frost- und Trockenfutter. Eine lange Reisedauer und der damit verbundene Stress entfällt komplett, was sie weniger krankheitsanfällig für die ersten Tage im neuen Aquarium macht.

Sollen alle Fische gezüchtet werden?

Leider wird es nicht möglich sein, alle Fische in Gefangenschaft zu züchten. Zu gross sind bei einigen Tieren die Aufwände, die betrieben werden müssen, um die Larven erfolgreich ins Erwachsenenstadium zu überführen. Die Zucht von marinen Lebewesen ist extrem Ressourcen- und Kostenintensiv. Eine grosse Herausforderung besteht darin, die Zucht so zu gestalten, dass die Fische zu einem Verkaufspreis angeboten werden können, welche die Aquarianer noch gewillt sind zu bezahlen.
Zudem bietet die marine Zierfischindustrie vielen Küstenbewohnern ein regelmässiges Einkommen. Im Gegenzug dazu, kann die Aquaristik und der Handel mit marinen Lebewesen einen Anreiz dafür schaffen, die natürlichen Ressourcen zu schützen, da die Lebensweisen der Küstenbewohner davon abhängig sind. Anders gesagt: Aus einer nachhaltig gestalteten Fischerei kann eine Wertschöpfung entstehen. Und diese Wertschöpfung kann ein Grund für den Schutz der gewünschten Ressource darstellen.

Für die Nachfrage im Schweizer Markt ist es auf jeden Fall von immenser Bedeutung, dass dort wo Nachzuchten angeboten werden können, diese auch den Markt erreichen. Nur so können natürliche Bestände geschont und das Tierwohl an erste Stelle gesetzt werden. Bei nicht züchtbaren Arten ist es wichtig, dass diese aus nachhaltigen Fischereibetriebe stammen, welche sich auch für den Schutz der Korallenriffe einsetzen und auf zerstörerische Praktiken, wie das Cyanid-Fischen, verzichten.